Im Zuge der Ankündigung von Dark Matter und der DC Master Class Initiative sowie den Aussagen von Marvel auf ihrem Retailer Summit ist die Diskussion um die Bedeutung der Zeichner wieder neu aufgeflammt. Hier werden dann einige Argumente in den Raum geworfen die ich gerne einzeln aufgreifen würde.

Die Gründung von Image war schon Zeichen das Marvel seine Zeichner nicht Wert schätzt
Richtig! Das sich Jim Lee, Todd McFarlane, Rob Liefeld und Konsorten sich damals von Marvel losgesagt hatten hatte viel damit zu tun, allerdings nicht nur. Zur Zeit der Gründung von Image waren viele dieser Leute eben nicht nur Zeichner sondern auch Autoren. Es ging auch primär darum das die Charaktere die sie erschufen eben Marvel gehörten und sie von dem Gewinnen die eingefahren wurden nur wenig sahen. Hier ist die Frage wie das mit den neuen „Dark Matter“ Charakteren bei DC gehandhabt wird. Die sind sicher ebenso DC Eigentum wie alle anderen Charaktere die für DC erschaffen werden und das man für Figuren die man für einen Verlag erschaffen hat entlohnt wird, ist auch bei Marvel der Fall.

Gute Zeichner sind wichtig für ein Comic
Jetzt wirds kompliziert. Ja, ein Comic braucht gute Autoren und gute Zeichner (und Tuscher und Coloristen und Letterer … ich werde im Folgenden Zeichner als Synonym für alle visuellen Künstler benutzen) aber was ist ein guter Zeichner? Rob Liefeld war ein Superstar als er Marvel verlies, konnte aber keine Füsse zeichnen und seine Proportionen sind berüchtigt. Michael Turner wurde ebenso als Superstar angesehen, aber doch wohl primär dafür das er sexy Frauen zeichnen konnte. Ein guter Zeichner muss noch kein guter Comiczeichner sein und genau hier scheiden sich dann schon die Geister. Ist Greg Land ein guter Zeichner? Ist Michael Gaydos ein schlechter? Es ist doch viel wichtiger das die Geschichte erzählt wird und das bedarf je nach Geschichte vollkommen anderer Fähigkeiten und eines anderen Stils.
Für mich persönlich kommt aktuell noch die Erkenntnis dazu das ich mir die neue Prophet Serie nie angeschaut hätte wenn für mich der Zeichner so wichtig wäre wie für manch anderen. Der Stil sagt mir gar nicht so. Die Serie ist aber so gut das ich wirklich etwas verpasst hätte und an die Zeichnungen habe ich mich mittlerweile gewöhnt.

Autor und Zeichner leisten das selbe
Nein. Das kommt sehr stark auf Autor und Zeichner und Geschichte an. Alan Moore ist bekannt dafür das er extrem detaillierte Anweisungen gibt. Seine Skripts enthalten Panel für Panel Beschreibungen und der Zeichner muss dies so genau wie möglich umsetzen können. Das ist genau das Gegenteil von der Herangehensweise die DC in ihrere Master Class Vorstellung beschrieben hat.

Romita said that when he worked with Frank Miller on Daredevil: The Man Without Fear, he only got about a dozen pages of plot treatment. It was planned for 64 pages, and it wound up being over a hundred. Meanwhile, when he worked with Miller on Dark Knight Returns: The Last Crusade, 5 pages of plot became 64 pages of art.

Romita gibt an das 12 Seiten Skript für Daredevil zu 100 Seiten Comics wurden und für Dark Knight Returns: The Last Crusade waren es 5 Seiten die zu 65 Seiten wurden. So etwas wäre für Moore undenkbar. Es kommt eben immer auf Autor UND Zeichner an, der eine Autor plottet nur und überlässt dem Zeichner dann das Feld, der andere Autor hat sehr genaue Vorstellungen wie was auszusehen hat. Keine der beiden Methoden ist für sich genommen gut oder schlecht, es muss eben passen. Aber auch hier muss der Zeichner in der Lage sein die Anweisungen genau so umzusetzen. Dave Gibbons Arbeit an Watchmen kann man nicht genug loben. Und genau hier ist das Problem. Watchmen entstand zur selben Zeit wie Jim Lee seine ersten Arbeiten ablieferte. Vom Erzählerischen Standpunkt ist Gibbons mindestens so gut wie Lee, aber letztere hat einen Stil der eher für Pinups geeignet ist. Er ist eingängiger und kommerzieller, nur heißt das nicht unbedingt das er „besser“ ist.

Fazit
Alles in Allem handelt Marvel dennoch sehr dumm indem sie offen sagen das Zeichner keine Comics verkaufen. Diese Aussage stößt alle Zeichner vor den Kopf und wird auch sicher noch Konsequenzen haben. John Romita Jr. der fast schon mit Marvel verheiratet war ist bereits zu DC gewechselt und wenn Marvel nicht etwas unternimmt werden andere noch folgen. Hier ist jetzt Marvel gefragt sich auf mehr als Autoren und Marken zu besinnen sondern Comics als eine Einheit zu sehen die nur als ganzes funktioniert.

Genau das scheint DC jetzt in den Mittelpunkt zu stellen.

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