Dieser Artikel enthält sehr viele und sehr eindeutige Spoiler zu Star Wars – Die letzten Jedi. Wer den Film noch nicht gesehen hat sollte also nicht weiter lesen!
Bereits in meinem spoilerfreien Artikel bin ich darauf eingegangen das Star Wars eine Space Opera ist und das man nicht die Maßstäbe von Sci-Fi anlegen darf. Bereits in „Eine neue Hoffnung“ flogen Raumschiffe wie Flugzeuge in einer Atmosphäre und in „Das Imperium schlägt zurück“ konnte man mit Unterlichtantrieb von Hoth nach Bespin fliegen ohne jemand auf die Idee gekommen ist das beide Planeten im selben Sonnensystem liegen müssten. Die Idee das Star Wars Sci-Fi sein könnte, das Raumschiffe Regeln unterliegen und das man Raumkampf ein taktisches Element enthält und nicht nur Mittel ist um eine Geschichte zu präsentieren entstammt eher dem EU, insbesondere den Thrawn Romanen. Das gesamte EU wurde aber unter anderem aus diesem Grund über Bord geworfen. Genau das hat mich bei der Ankündigung damals erschreckt aber es zeigt sich hier das die Entscheidung vollkommen richtig war. Zudem haben mir schon damals die ersten „Tales of the Jedi“ Comics mit Naga Sadow und Exar Kun besser gefallen als die Thrawn Romane.
Die Entwicklung der Charaktere ist zudem extrem gut gelungen. Die ist in allen Fällen sowohl logisch und glaubwürdig als auch überraschend.
Finn war in „Das Erwachen der Macht“ ständig auf der Flucht. Genau das ist er hier wieder. Diesmal vielleicht aus anderen Gründen, aber das ändert nichts an seinem ersten Instinkt. Nur langsam ändert sich sein Verhalten und auch die Herangehensweise. Er wechselt von Flucht auf Hilfsbereitschaft, auf Staunen, auf Rache wie jemand der seine eigene Motivation nicht versteht aber erstmal von dem fliehen will was er als falsch erachtet. Witzig ist zudem das er Teil einer Dreiecksbeziehung wird die zwar vorhanden aber nicht wirklich thematisiert ist.
Poe ist der Draufgänger der in „Erwachen der Macht“ der Draufgänger war der immer irgendwie Glück hatte. Hier sieht man das er dieses Verhalten immer weiter verfolgt und damit mehrfach scheitert bis er zum Schluss merkt das man ab und an schwere Entscheidungen treffen muss die einen vielleicht nicht um Helden machen.
Rey ist naiv und bleibt es letztendlich bis zum Ende des Filmes. Sie hat ihre Prinzipien aber keinen wirklichen Plan wie sie damit umgehen soll. Den ganzen Film über reagiert sie und ist nie wirklich agierende bis auf den einen Punkt wo sie Ahch-To verlässt und die Jedi Bücher mit nimmt. Bis dahin reagiert sie auf das was Luke tut (oder nicht tut) danach wird ihr Handeln von Snoke und Kylo Ren bestimmt. Nur ganz zum Schluss darf sie nochmal die Macht einsetzten um alle zu retten.
Luke war schon immer der leicht naive und hinterwäldlerische Farmjunge. Dem erstem Todesstern hat er mit Glück vernichtet, seine Ausbildung hat er nicht abgeschlossen und musste dann von seinen Freunden gerettet werden und den Imperator hat sein Vater besiegt und nicht er. Er war die wirklich der strahlende Held als den ihn alle immer sehen wollten und genau daran ist er gescheitert und dann zerbrochen. Seine Zweifel und seine Selbstaufgabe stimmen mit dem überein was wir bisher von ihm gesehen haben.
Kylo Ren ist nicht der planende Bösewicht den die Fans sich gewünscht haben. Er ist kein Darth Vader der seine Wet bündelt um gezielt zuzuschlagen sondern er ist unberechenbar und cholerisch. Er ist vielmehr wie ein kleines Kind das zu viel Macht bekommen hat. In dieser Eigenschaft ist er ein moderner Schurke der durch seine Ähnlichkeit zu Donald Trump viel authentischer wirkt. Sein Egoismus und sein Anspruchsdenken sind hier viel gefährlicher als der kühle Plan eines Imperators die Galaxie zu beherrschen.
Das man über Snoke nicht mehr erfahren hat stört mich ebenfalls aber nur als „Fan“ der überall zu die Hintergründe wissen möchte. Wenn man den Film mit etwas Abstand betrachtet ist die Herkunft von Snoke vollkommen egal. Auch in der ersten Trilogie war der Imperator einfach nur der oberste Böse und sein Aufstieg wurde nicht weiter erwähnt. Damals hat keiner danach geschrien das man das erklären müsste.
Rose macht in diesem Sinne keine Entwicklung durch sondern ist moralischer Anker und ein Stück weit der Blick der „normalen“ Menschen in die Handlung. Auf Canto Bight erklärt sie Finn (und damit dem Zuschauer) was an diesem Planeten so falsch ist. Diese Szenen sind für die Entwicklung von Star Wars so wichtig. Was noch die Szene im Senat in „Angriff der Klonkrieger“ sehr plump versuchte wird hier viel geschickter in Szene gesetzt: Der aktuelle Bezug. Warum der Widerstand gegen die Erste Ordnung kämpft war bisher nur durch die Brutalität im Kampf klar aber welche Auswirkungen das auf die einfachen Leute hat und wie alles andere da rein spielt zeigt Canto Bight und eben auch Rose Geschichte.
Der Film bringt eine Überraschung nach der Anderen vor allem gehen die Pläne allesamt nicht auf. Man wir immer wieder an die anderen Star Wars Filme erinnert nur um dann in eine komplett andere Richtung gezogen zu werden. Genau das macht den Film spannend und interessant. Man weiß eben nicht was passiert oder wie es sich entwickelt. Selbst die wohl überdrehteste Szene mit Leia im Weltraum macht auf dem Hintergrund Sinn das man eigentlich mit ihrem Tod rechnet.
Er hat einen Abschluss der etwas zu Ende bringt aber trotzdem so viel möglich macht. Durch den Tod von Snoke und die Offenbarung das Reys Eltern vollkommen irrelevant sind kann sich Star Wars endlich nach vorne orientieren und nicht ständig zurück blicken. Ich freue mich eben auf neue Ideen und nicht die nächste rückwärts gewandte Erklärung.