Ungewohnt offen gab sich Marvel letztes Wochenende bei einem „Marvel Retailer Summit“, als einem Treffen zwischen Marvel und den wichtigsten Händlern. Dazu war auch unter anderem das Branchenjournal ICv2 eingeladen um für alle anderen Händler über das Treffen zu berichten. Ein solches Retailer Summit ist etwas das DC bereits länger jährlich durchführt, für Marvel ist dies aber das erste seit über 20 Jahren.

Das Treffen wurde vom Marvel Chefredakteur Axel Alonso und dem Marktetingchef David Gabriel abgehalten, es waren aber auch Tom Brevoort, zweiter Mann hinter Alonso sowie dem kompletten PR Stab von Marvel anwesend. ICv2 bekam die explizite Erlaubnis über das gesamte Treffen offen zu berichten nur geplante Entscheidungen die Geschichten betreffen sollten außen vor bleiben.

Genaue Infos sind bei ICv2 zu bekommen:

  • Allgemeine Infos über das Retailer Summit
  • Tag 1 Teil 1
  • Tag 1 Teil 2
  • David Gabriel über den Marktumbruch im Oktober
  • Grund für das Treffen war der Einbruch des Marktes im Oktober 2016, den man auch in meinen monatlichen Analysen erkennen konnte. Über den Grund für diesen Einbruch kann man vielfältig spekulieren und auf dem Summit wurden viele Dinge sehr offen angesprochen über die sich Marvel sonst eher ausschweigt.

    Eventmüdigkeit
    Bisher waren gerade die Events das was Umsatz brachte und viele Serien mit frischem Wind versorgte. Wie man auch an den Zahlen erkennen konnte waren es die Events die nicht nur bei Marvel immer für einen Schub gesorgt haben und dadurch das Wachstum immer weiter angetrieben. Die Eventmüdigkeit, von denen die Händler und Fans schon länger sprechen hatten sich bisher nicht auf den Umsatz ausgewirkt, aber das schien sich geändert zu haben.

    Auch die schnelle Abfolge von Events wurde angesprochen und gerade hier hat Marvel Abhilfe versprochen. Nach Generations, das mit Secret Empire verzahnt ist, wird es erstmal (die Rede war von 18 Monaten) keine großen Events geben.

    Maxi Series / Limited Series
    Scheinbar gibt es auch ein großes Problem mit den unterschiedlichen Bezeichnungen von Serien. Steht auf einem Comic „Limited Series“ verkauft die sich nicht. Marvel überlegt hier fieberhaft wie man eine Serie nennen kann die dann eben kein Event ist, aber bisher ist man einer Lösung noch nicht auf die Spur gekommen.

    Neue Nummer 1
    Das Problem der ständigen Neustarts war ein ähnliches. Eine Nummer 1 auf dem Cover hat für höhere Verkaufszahlen gesorgt und von da an ging es dann langsam bergab. Bei den kleineren Verlagen war das nicht das Problem, da die meisten Serien dort kürzere Laufzeiten haben und sich so das Problem mit der Nummer nicht stellt. Aber auch hier hat sich der Markt sehr plötzlich geändert. Das mag auch daran gelegen haben das plötzlich zu viele Nummer 1 auf dem Markt waren.

    Zeichner sind nicht mehr so wichtig
    Alonso sprach an das es nur wenige Zeichner gibt mit denen man Comics verkaufen kann als Autoren und das es schwerer ist Zeichner entsprechend zu promoten. Zu Zeiten der Gründung von Image war das mit dem Wizard einfacher aber mittlerweile gibt es ein paar Zeichner die einen Auswirkung auf die Verkaufszahlen haben, aber neue Talente sind nur schwer zu promoten. Verständlich reagieren die Künstler darauf nicht gerade positiv, aber insbesondere bei den „Creator Owned“ Sachen kann man ja gut erkennen das die Autoren sich wesentlich leichter vermarkten lassen als Zeichner, von Inker oder Coloristen wollen wir erst gar nicht reden.

    Weggang von Talenten
    Ein weiteres Problem ist, das Autoren ihre Zeit zumindest aufteilen und gerne auch eigene „Creator Owned“ Projekte machen. Das rechnet sich für einige von ihnen sicher, da selbst mit weniger Absatz bei ihnen mehr hängen bleibt, der größte Anreiz ist jedoch der Gedanke das nächte „Walking Dead“ zu schaffen und mit Zweitrechten dann richtig Geld zu machen. Das ist aber eine ungewisse Hoffnung und keine Sicherheit.

    Diversität
    Ein großer Punkt war auch das sich viele Händler und Fans von den neuen Charakteren überfordert fühlen. Das plötzlich Minderheiten in den Mittelpunkt gestellt werden war aber offensichtlich weniger das Problem als viel mehr die Tatsache das sie die alt hergebrachten Helden ersetzten. Alonso sprach hier davon das man nicht plante die neuen Charaktere wieder verschwinden zu lassen und das es auch schwer wäre Leser für ein komplett neuen Charakter in einer komplett neuen Serie zu interessieren. Daher der Versuch mit z.B. Miles Morales als Spider-Man oder Riri Williams als Ironheart. Wie man hier weiter verfährt ist noch nicht zu 100% klar, aber man wird wohl einen Mittelweg anstreben der ja schon durch Generations angedeutet wurde.

    Beschuldigung von DC
    Einige Seiten berichteten darüber das Marvel scheinbar die Praktik von DC anzubieten das man Comics wieder zurück nimmt kritisiert hat. Gabriel stellt klar das er die Praktik für schlecht hält, da sie zu viel flüssige Mittel bindet, aber das dies sicher nicht allein für den Einbruch des Marktes verantwortlich sein kann und das dies auch nie von Marvel behauptet wurde.

    Sparkurs
    Alonso sprach auch davon das die Leute generell weniger Geld für Unterhaltung ausgegeben haben und dies dann die Comics besonder hart traf. Ob das nun der entscheidende Grund war steht auf einem anderen Blatt.

    Die Zukunft
    ICv2 berichtet das die Händler mit den Ankündigungen (über die sie nicht im Detail berichten konnten) sehr zufrieden waren und sich darüber freuten das Marvel nun endlich auch auf sie zuginge und ihre Nöte hört. Sowohl sie als auch Marvel sehen für den Sommer und danach eine Erholung des Marktes.

3 Gedanken zu „Marvel ungewohnt offen“
  1. […] Bei den Verkauften Einheiten machen alle Linien einen Knick nach oben, bis auf Marvel. Beim „Rest“ ist das besonders gut ersichtlich, aber auch bei DC und Image kann man klar erkennen das die wieder ein wenig mehr Hefte abgesetzt haben. Das Marvel ein Problem hat, haben die ja schon selbst festgestellt und daher auch schon Maßnahmen ergriffen. […]

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