In Online-Diskussionen, Podcasts und Artikel kommt immer mal wieder die Behauptung vor, dass der Deutsche Comicmarkt sehr viel kleiner sei als z.B. der US Markt. Dass dies ein Trugschluss ist scheint nur wenig bekannt zu sein. Um mit diesem Mythos abzuschließen hier einige Zahlen:
Die US Zahlen zu den Comicverkäufen sind recht einfach zu ermitteln. Für 2018 waren das 1,095 Milliarden Dollar (Quelle). Umgerechnet in Euro sind dies ca. 975 Millionen. Bei ca. 364 Millionen Einwohnern (USA und Kanada kombiniert) kommen wir so auf einen Betrag von 2,68 € pro Einwohner an Comicumsatz.
Hier ist zu beachten, dass dies der komplette Umsatz mit Comics ist. Fachhandel, Buchhandel, Digital, das wenige was an Kiosken passiert und Crowdfunding. Alles was nur ansatzweise was mit Comics zu tun hat fällt hier drunter.
Diese Zahlen für den Deutschen Markt zu ermitteln ist etwas schwieriger. Also nehmen wir NUR die Dinge die man einfach ermitteln kann: Den Buchhandel.
In 2018 hat der Buchhandel insgesamt ca. 9, 14 Milliarden Euro umgesetzt (Quelle). Der Anteil der Belletristik hiervon betrug in 2018 31,9 %, was sich für 2018 nicht signifikant geändert haben dürfte (Quelle). Somit ergibt sich hier ein Umsatz von 2,915 Milliarden €.
Davon in die Sparte Comics entfielen 8,6 % (Quelle), was einen Umsatz von fast 251 Millionen € bedeutet. In dieser Sparte ist alles was entfernt etwas mit Comics zu tun hat, also z.B. solche Sachen wie Gregs Tagebuch, das unterscheidet sich aber nicht zu den USA und das was man traditionell als Comics bezeichnet (z.B. Asterix) macht den größten Teil aus.
Bei ca, 83 Millionen Einwohnern in Deutschland (die Zahlen beziehen sich nur auf den Deutschen Buchhandel, Österreich und Schweiz sind außen vor) sind wir bei über 3 € Comicumsatz pro Einwohner, signifikant höher als die 2,68 bei den USA.
Dabei wurde hier ein sehr großer Teil des deutschen Comicmarktes noch gar nicht berücksichtigt: die Supermärkte, Kioske und Bahnhofsbuchhandlungen die über die diverse Presse-Großhändler bedient werden, die Zahl verschiebt sich also nochmal in Richtung Deutschland.
Deutschland ist zudem wesentlich breiter aufgestellt wie andere Märkte. Wo es in den USA nahezu nur Marvel und DC gibt (und Mangas im Buchhandel) oder Frankreich von den „Bandes dessinée“ – den großformatigen Alben – beherrscht wird, gibt es hier eben alles. Von Asterix bis hin zu Deadpool, von Micky Mouse bis One Piece, von „Eine Nacht in Rom“ bis zu „Walking Dead“ hat alles einen Platz an der Sonne.
Was man allerdings beachten muss ist die Tatsache, dass hier Comicschaffende von einer anderen Art „Markt“ reden. Comics AUS Deutschland führen tatsächlich noch ein Nischendasein. Das ist gut daran zu erkennen das Leute wie Nic Klein für Marvel arbeiten oder solche Projekte wie Ralf Singh „Zinnober“ gleichzeitig als Kickstarter und bei einem US Kleinverlag laufen. Nur wenige können sich als Deutsche am Deutschen Markt etablieren.