Bereits vor 2 Monaten hat Brian Hibbs seine alljährliche Betrachtung des Comicmarktes im US Buchhandel veröffentlicht. Er ist Inhaber eines Comic Shops in San Francisco und Experte auf dem Gebiet. Seine Analyse ist extrem umfangreich und detailliert und es gab einige Änderungen zum letzten Jahr was mich dazu bewog meine Grafiken nochmal komplett zu überarbeiten.

Brian Hibbs bezieht seine Zahlen aus dem „Bookscan“ Report.Hier werden die tatsächlichen Verkäufe an Endkunden von vielen Buchhändlern aufgezeichnet und der Rest hochgerechnet. Es ist wohl das genaueste System seiner Art.

Buchhandel 2018 Einheiten

Da, was die Einheiten betrifft, Mangas in 2008 von einem so hohen Wert kamen (über 10 Millionen verkaufte Einheiten) habe ich das abgeschnitten damit man die Veränderungen in den letzen Jahren noch gut erkennen kann.

Zudem habe ich einige Verlage mehr aufgenommen, das liegt primär daran das die hier die großen Veränderungen statt gefunden haben. Die Verlage die vormals nicht so viele Comics abgesetzt haben, haben genau hier ihre Palette erweitert und das mit Erfolg.

Bei Manga macht diese Aufteilung wenig Sinn, da Viz hier immer noch der absolute Platzhirsch ist und hier dann auch primär die Serie My Hero Academia. Jeder 5. verkaufte Manga gehört zu dieser Serie.

Bei den „westlichen“ Verlagen (also jene aus Europa und den USA) ist nun schon im 4. Jahr Scholastic. Hier sind aber weder die Verkäufe direkt an die Endkunden über die „Scholastic Book Fairs“ noch jene an Schulen dabei. Im wesentlichen trägt hier „Dog Man“ von Dav Pilkey oder auch sein „Ook and Gluk“ zum Absatz bei und das zeigt schon das eben auch Kinder in den USA Comics lesen, nur eben keine Superhelden. Aber auch hoch politische Themen wie „Ein neues Land“ von Shaun Tan oder die Bücher von Raina Telgemeier die sich eher an junge weibliche Leser richten spielen hier eine Rolle. Insgesamt ist es aber eine wesentlich breitere Palette die hier zum Tragen kommt. Wen das genau interessiert sollte sich Hibbs Bericht genauer anschauen.

Auf dem zweiten Platz ist nun Andrews McMeel der primär Zeitungsstrips wie „Big Nate“ (Super Nick) oder Phoebe and her Unicorn (Fibi und ihr Einhorn) aber auch Klassiker wie Calvin & Hobbs sowie „The Far Side“ verlegt und damit eben auch Erfolge erzieht.

Auf dem dritten Platz folgt nun der erste „traditionelle“ Buchverlag. Penguin Random House hat so viele verschiedene „Labels“ und somit eine extrem breite Palette an Comics das es schwer ist die alle aufzuzählen. Das geht von Mari Andrews‘ „Am I There Yet?: The Loop-de-loop, Zigzagging Journey to Adulthood“ bis hin zu Garfield.

Auch die Nummer vier, Holtzbrink ist einer der großen traditionellen Verlage mit unzähligen Sublabels. Hier finden wir dann die Comics zu „Adventure Zone“ aber auch diverse Bücher von Hope Larson.

Als letztes kommt dann noch mit HarperCollins die Nummer fünf hinzu. Hier sind die Top Seller Positively Izzy und Invisible Emmie von Terri Libenson sowie Bücher des Minecraft Youtubers PopularMMO.

Erst danach folgt mit Image der erste traditionelle „nur Comics“ Verlag, den man eben auch aus dem Fachhandel kennt. Die können trotz einem Einbruch noch immer Platz 6 halten. Das liegt auch nur an Saga und Monstress.

Wie man oben an der Grafik sehen kann sind es eben gerade diese Verlage die neben Mangas Zuwächse verzeichnen können und das mit extrem diversen Titeln. Dabei muss man auch noch berücksichtigen das der Einbruch bei Simon & Schuster (S&S in der Grafik) nicht durch schwächere Verkäufe kommt, sondern dadurch das Hibbs Sachen wie „Gregs Tagebuch“, die mehr Bücher mit Illustrationen sind, nicht mehr mit zählt.

Marvel kann sich knapp halten was an Titeln wie Infinity Gauntlet, Infinity War und Black Panther von Ta-Nehisi Coates liegt. Doch hier ist tatsächlich immer noch die Frage warum bei diesen erfolgreichen Filmen die letztes Jahr im Kino waren nicht mehr möglich ist.

Der große Schock kommt wenn wir uns DC anschauen. Der Absatz ist über 30 % eingebrochen und das ist heftig. Dies scheint primär an dem verändern des „Brandings“ von New 52 auf Rebirth zu liegen, aber auch Titel wie Watchmen die davon nicht betroffen sind brechen ein. Offensichtlich funktioniert die Rückkehr zu „alt hergebrachtem“ im Buchhandel nicht so gut wie im Fachmarkt.

Der Umsatz spiegelt grob den Absatz wieder wobei Marvel hier aufgrund der höheren Preise etwas zulegen kann. Auch hier sind es die Verlage die deutlich auf Diversität setzen, Comics für alle Altersgruppen, Geschlechter und sonstige Ausrichtungen bringen die zulegen können. In der Summe ist das ein gutes Zeichen für den Buchhandel. Dort etablieren sich Comics jetzt mehr und werden dadurch auch seriöser, egal ob als bildende Unterhaltung für Kinder oder politischer Kommentar für Erwachsene.

Nehmen wir jetzt noch die im Fachhandel abgesetzten Sammelbände hinzu wird das Bild eindeutiger. Manga bleibt absoluter Spitzenreiter und trotz der Tatsache das ich die größeren Buchhandels Verlage raus gerechnet habe sind die restlichen immer noch in Summe vor allen anderen. Der Comicmarkt stellt sich hier offensichtlich breiter auf, was eine gute Sache ist.

Marvel und DC können davon nicht profitieren was in Summe wohl daran liegt das die beiden Verlage ihre Versuche sich breiter aufzustellen nicht konsequent genug durchsetzten oder am Markt platzieren konnten. Scholastic hat sie erreicht und liegt damit weit vor Image das ebenfalls stark eingebrochen ist. Über die Idee das Image eine bessere „Qualität“ an Comics liefert lässt sich trefflich diskutieren, darüber sich dies nicht in mehr Verkäufe umsetzen lässt offensichtlich nicht.

In der Summe (also mit dem Verkauf der Einzelhefte) ist Marvel noch vorne und auch der Einbruch ist gestoppt. Trotz allen Unkenrufen ist das „Haus der Ideen“ in den USA noch unangefochten die Kraft wenn es um Comics geht. DC bricht ein, was wohl an dem oben beschriebenen „Rebirth“ Effekt liegt der starke Auswirkungen im Buchhandel hat.

Gut zu sehen ist hier der rapide Anstieg der restlichen Verlage die im Buchhandel für Zuwach sorgen. Das ist ein deutliches Anzeichen für einen Paradigmenwechsel weg vom Fachhandel dessen Kundschaft letztendlich doch sehr monolithisch ist. Hierbei ist es egal ob die Leute Marvel, DC oder Image kaufen, es sind doch überwiegend weiße Männer mittleren Alters. Die breitere Kundschaft tendiert eher zum Buchhandel, wo man eine viel breitere Palette an Angeboten hat.

Wie sich das in den USA weiter entwickeln wird ist schwer zu sagen. Vielleicht kann der Fachhandel aus dieser Entwicklung lernen und gerade mehr auf Diversität setzten, dann könnten auch die breiteren Angebote von Marvel und DC, die ja durchaus in Anfängen vorhanden sind, auf ein größeres Publikum stoßen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.