Das Thema Corona beschäftigt natürlich noch immer die Gemüter und die Ankündigung das DC nicht mehr über Diamond vertreiben will hat noch zur Unsicherheit beigetragen.

Die Frage die immer wieder auftauchte war wie das alles den den deutschen Comicmarkt beeinflusst, insbesondere Panini, die dort eine gewisse Abhängigkeit vom US Markt besteht. Das war für mich Grund mal bei Steffen Volkmer von Panini nach zu fragen.

Nerdenthum: Wie stark hat die aktuelle Corona Krise Panini getroffen?

Steffen: Ganz genau kann man das derzeit noch nicht sagen, weil man nicht weiß, was da noch alles nachkommt – von möglichen Shop-Schließungen bis zum eventuellen Rückgang der Kauflust/Kaufkraft bei den Fans.
Aktuell stellt es sich aber so dar, dass wir einigermaßen glimpflich davon gekommen zu sein scheinen. Der größte Einbruch ist sicher bei den Stickern durch die Verschiebung der EM zu verzeichnen, aber das Unternehmen kann das kompensieren. Bei den Comics gibt es – außer ein paar überschaubaren Verschiebungen – kaum Auswirkungen: Wir konnten alle unsere Arbeit vom Home-Office aus weiterführen. Die Titel konnten überwiegend wie angekündigt produziert und ausgeliefert werden – Engpässe konnten wir durch Puffer und Flexibilität auffangen und selbst Verzögerung im Materialnachschub aus den USA sind durch die natürliche zeitliche Divergenz im Erscheinen (bekanntermaßen ein halbes bis ein Jahr Verzögerung) kaum ein Problem. Auch konnten wir unseren Online-Absatz erhöhen, was durchaus hilfreich war, wenngleich nicht im ganz großen Stil. Wie allerdings der Abverkauf über den Handel darunter litt und leidet, werden erst die kommenden Monate weisen – wir versuchen jedenfalls, mit den Händlern zusammen generelle und individuelle Lösungen zu finden, um den Schaden möglichst klein für alle zu halten.

Nerdenthum: Habt ihr Maßnahmen für die Zukunft ergriffen die durch die Krise ausgelöst wurden?

Steffen: Wir haben alle Masken im Schreibtisch und die Hardware für das Home-Office wurde aufgerüstet 😉 … Nein, man kann sich auf derartige Geschehnisse wohl nicht vorbereiten. Das einzige, was hilft – und das hat bei uns gut geklappt – ist ein hohes Maß an Flexibilität an den Tag zu legen, und – aus Unternehmenssicht – ein paar gute Polster anzulegen, wenn es denn möglich ist.

Nerdenthum: In wie weit wirkt sich Verschiebung vieler Hefte um fast 2 Monate auf eure Pläne aus?

Steffen: Bei uns verschieben sich aufs Ganze gesehen eher wenige Hefte.

Nerdenthum: Werdet ihr dann im üblichen Versatz für Planung und Übersetzung von 6 – 12 Monaten dann ebenfalls weniger Übersetzungen heraus bringen oder euer Portfolio auf Serien erweitern die ihr vielleicht sonst nicht gebracht hättet?

Steffen: Soweit stehen die Planungen noch nicht – aber ich glaube nicht, dass sich unser Programm drastisch ändern wird.

Nerdenthum: Wie siehst Du persönlich die Entwicklung des letzten Wochenendes wo DC die Zusammenarbeit mit Diamond aufgekündigt hat?

Steffen: Das ist – soweit ich das überhaupt durchblicken kann – der vorläufige Höhepunkt einer sich schon länger abzeichnenden Entwicklung. Ich bin mir nicht sicher, ob da das letzte Wort schon gesprochen ist – bekanntermaßen sind solche Manöver oftmals auch taktisch, während im Hintergrund weiter verhandelt wird. Ich kann nur sicher sagen, dass DC so etwas nicht ohne Plan und entsprechend lange Vorbereitung tut und von daher die Ankündigung nicht derart überraschend kam, dass nicht Diamond und die anderen Verlage auch schon einen Plan B entwickeln konnten. Grundsätzlich präferiere ich ein Miteinander der Verlage für die Comics und glaube, dass das allen mehr hilft. Selbst wenn es auch hierzulande natürlich eine Rivalität zwischen den Verlagen gibt, sind wir da in Deutschland vielleicht ausnahmsweise den Amis mal einen Schritt voraus – aber natürlich knallen hier auch nicht die Interessen von Mega-Entertainment-Giganten aufeinander. Allerdings ist es auch immer gefährlich, wenn man sich in Abhängigkeiten durch Monopole begibt, und ein solches hatte Diamond inzwischen – nicht unbedingt immer zum Vorteil der Shops und Verlage. Vielleicht ist ein Aufbrechen dieser Strukturen sogar hilfreich, aber ich wage nicht, das einzuschätzen. Warten wir es also ab.

Nerdenthum: Vielen Dank für die ausführlichen Antworten.

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